In den vergangenen Jahren ist der Begriff Crowd Growing (oder auch Crowdgrowing) in Verbindung mit dem Hype um die Cannabis-Branche und den damit verbundenen Start-ups entstanden. Im Grunde handelt es sich hierbei um eine Finanzierungsvariante für Cannabisunternehmen, die durch Gelder von Privatinvestoren ermöglicht wird.
Bedingt durch die Legalisierungspläne, wittert die gesamte Branche ein enormes Wachstumspotenzial um etwa 70% im Jahr und Umsätzen von 3,2 Milliarden Euro, die bis 2025 erreicht werden sollen. Viele kleinere Unternehmen, die noch in den Kinderschuhen stecken, haben es schwer, den aufkommenden Bedarf decken zu können und wollen sich die Chance des Aufschwunges für diese bisher schwierige und hart umkämpfte Branche nicht entgehen lassen. Für diese Unternehmen bedeutet ein geplanter Zuwachs oder vielleicht ein Erstaufbau von eigenen Produktionsketten enorm hohe Investitionskosten, die mit eigenen Mitteln nicht zu bewerkstelligen sind. Woher sollen Unternehmen, die in der Vergangenheit nur kleine Gewinnmitnahmen hatten oder rote Zahlen schrieben, weil Sie noch am Anfang stehen, also plötzlich Gelder für die Aufstockung der Betriebe haben.
An dieser Stelle kommen Crowd Grower ins Spiel, denn kaum eine Bank lässt sich auf einen Kredit mit einem Unternehmen aus der Cannabis-Branche, in einem bisher so unsicheren Markt ein. Zum einen liegt es an der Branche selbst und zum anderen kann kaum ein Start-up oder noch recht junges Unternehmen, genügend Sicherheiten vorweisen, als dass irgendeine Bank in einen Kredit einwilligen würde.
Wer oder was sind Crowd Grower?
Eine Gruppe von Privatanlegern, die gemeinsam eine Finanzierung für ein Cannabisunternehmen übernehmen, nennt sich Crowd Grower. Die Investitionen der Privatanleger gehen direkt an die Cannabisanbauer, welche wiederum als Grower bezeichnet werden. Bei den Cannabisanbauern angekommen, wird diese auch Schwarmfinanzierung genannte Form der Finanzierung dazu verwendet, Finanzierungslücken für das geplante Wachstum zu schließen.
Passives Einkommen generieren
Bevor man in ein solches Unternehmen investiert und der Part des Crowd Growers eingenommen wird, stellt sich noch die Frage, ob dieses Investment überhaupt lohnenswert ist. Diese Frage lässt sich jedoch ziemlich schnell, mit einem ganz klaren ja beantworten, denn durch die enorme Nachfrage von Cannabis und die hohen Spannen in der Branche vergüten diese Unternehmen, die Überlassung von Geldern enorm gut. Eigentlich sogar zu gut, um es glauben zu können. Nicht selten sind hier weit über 30 % Rendite möglich und das nach nur knapp 4 Monaten. Ein Geschäftsmodell welches bei Investoren für passive Einkünfte sorgt und auf dem gesamten Markt seinesgleichen sucht.
Wie genau aber funktioniert das Geschäftsmodell und was steckt dahinter?
Die notwendige Anmeldung auf so einer Plattform ist selbst für Laien ohne jegliche Vorkenntnisse denkbar einfach und ohne komplizierte Identifikationsverfahren durchzuführen. Erst einmal angemeldet, kann dem eigenen Kundenkonto direkt Geld durch unterschiedliche Zahlungsmethoden zugeführt werden. Nachdem das Konto ein Guthaben aufweist, besteht die Möglichkeit in unterschiedliche Cannabispflanzen zu investieren. Bereits im Zuge der ersten Investition zeigt sich, wie viel Ertrag sich mindestens und maximal mit der gewählten Pflanze erwirtschaften lässt. Verschiedene Sorten von Pflanzen mit unterschiedlichen Eigenschaften und Preisen runden das Paket ab. Ist die Geldanlage getätigt heißt es warten, aber auch hierfür haben sich einige Betreiber der Plattformen etwas einfallen lassen. Durch visualisierte Wachstumsanzeigen ist es vom Tag des Pflanzens (also dem eigentlichen Investment), bis hin zur Erntereife (dem Zeitpunkt des Einlösens der passiv erwirtschafteten Rendite) für einen Crowd Grower deutlich interessanter und macht es fast schon zu einem spannenden Investment.
Sicherlich stellt sich angesichts der Umstände und dem vermutlich hohen Arbeitsaufkommen die Frage, ob zu dem Zeitpunkt des eigenen Kaufs einer Pflanze tatsächlich in eine Pflanze und nicht doch nur generell in das gewählte Unternehmen selbst investiert wird. Leider lässt sich dies nicht pauschal und eindeutig beantworten. Es gibt jedoch tatsächlich Antworten auf solche Fragestellungen von Betreibern, die besagen, dass man zwar nicht direkt in eine bestimmte und eigene Pflanze investiert, aber an der Ernte aus einer bestimmten Aufzucht beteiligt ist. Die Erträge sollen sich dann genau auf die Charge beziehen, in die man sich vorher mit seinem Pflanzenkauf anteilig eingekauft hat. Ob diese Vorgehensweise wirklich so durchgeführt wird oder als reines Marketing dient, kann ohne eine Überprüfung von Ort wohl kaum jemand beweisen oder widerlegen.
Generell kann man sagen, dass die Unternehmen versuchen, die Bindung und das Interesse an dem Investment für Privatanleger durch eine Visualisierung zu erreichen, was erstaunlicherweise wirklich gut funktioniert und bereits wirklich große Community in den noch weiterwachsenden Markt bewegt hat. Wie bei anderen Geschäftskonzepten, die es Privatanlegern ermöglichen passives Einkommen zu generieren, besteht auch hier bei fast jedem Anbieter die Möglichkeit, seine Renditen durch ein Affiliate Programm noch ein klein wenig aufzubessern.
Risiko und Sicherheiten
Die Renditechancen klingen dennoch zu schön, um wahr zu sein, sind aber auch mit einem hohen Risiko in verbunden. Im Gegensatz zu anderen Darlehensformen, wie zum Beispiel bei Immobilieninvestments, die auf diversen Plattformen ausführbar sind, handelt es sich hier um Nachrangdarlehen. Bedeutet für den Anleger im Falle einer Insolvenz, dass er dann auch nachrangig behandelt wird und alle regulären Gläubiger zuerst bedient werden. Diese Gefahr ist bei Immobilienkrediten niedriger, da die Behandlung der Investoren hier immer erstrangig erfolgt, was sich auch an der deutlich niedrigeren Rendite mit 7 – 12 % im Jahr zeigt. (Außer der Investor hat sich bewusst auch hier für einen schlechteren Rang entschieden)
Hohe Renditen sind immer auch mit einem hohen Risiko verbunden, dennoch kann man aufgrund der enormen Renditechancen durchaus in Erwägung ziehen einen kleinen Teil seines Geldes in diese doch eher riskante Anlageklasse zu investieren.
Wer für die Rendite bereit ist, solch hohes Risiko einzugehen, muss sich aber auch im Klaren darüber sein, dass im Falle einer Insolvenz mit einem Totalverlust zu rechnen ist. Tritt so etwas wirklich ein, sollten Sie den Verlust des Geldes finanziell verkraften können.
Passiv-Einkommen und die steuerliche Betrachtung
Um ganz sicherzugehen empfiehlt es sich immer einen Steuerberater hinzuzuziehen und um Rat zu fragen, dieser kann auch auf steuerliche Besonderheiten eingehen. Generell gilt aber, dass auf Zinsen und zinsähnliche Gewinne immer Kapitalertragssteuer und Solidaritätszuschlag von zusammen 26,375 Prozent gezahlt werden muss. Sollten sie außerdem noch in der Kirche sein, kommt die Kirchensteuer noch hinzu.
Denken Sie daran, solche passiven Einnahmen in Ihrer Steuererklärung immer mit anzugeben und die Belege der Einnahmen für das entsprechende Jahr mit einzureichen.