Wer sich mit Kryptowährungen beschäftigt, kommt an der Ethereum Plattform mit dem dazugehörigen Coin Ether (ETH) nicht herum. Sie ist die zweitgrößte Kryptowährung der Welt, auf dessen Blockchain zahlreiche andere Krypto-Projekte laufen. Gegründet wurde sie dabei 2013 von dem damals 19-jährigen Vitalik Buterin mit dem Ziel, die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie über den Anwendungsbereich von Bitcoin zu erweitern und das Internet zu dezentralisieren. 2015 wurde schließlich die erste öffentliche Version vorgestellt. Seitdem ist Ethereum stark gewachsen und verbindet eine Vielzahl an Technologien aus dem Kryptospace, weshalb es nicht immer ganz einfach ist zu verstehen, was es mit Ethereum eigentlich auf sich hat. Darum geben wir nun die passende Ethereum Erklärung.
Was ist Ethereum?
Bei Ethereum handelt es sich in erster Linie nicht um eine Kryptowährung, sondern um eine dezentrale Computing-Plattform, die über die Sicherheit und Offenheit von Blockchains verfügt und diese Eigenschaften auf eine Vielzahl von Anwendungen erweitert. Das reicht von Finanzinstrumenten über Spiele bis hin zu komplexen Datenbanken. Das Ziel von Ethereum ist dabei eine weitgehende Dezentralisierung des Internets, wodurch P2P Kredite möglich werden, ohne dass es dafür einen Vermittler wie eine Bank oder ein Unternehmen bedarf. Die Vereinbarungen werden dabei auf der Blockchain festgeschrieben und deren Einhaltung durch Smart Contracts überwacht. Das Potenzial von Ethereum ist dabei einzig durch die Fantasie der Entwickler, die ihre Projekte über die ETH-Blockchain laufen lassen, begrenzt. Darüber hinaus ist Ethereum wie der Bitcoin ein quelloffenes Projekt, das sich nicht in Besitz einer Einzelperson befindet und auch nicht von einer Einzelperson betrieben wird. Vielmehr kann jeder ein Ethereum-Knoten (Node) erstellen oder mit dem Netzwerk interagieren.
Es kann also niemand ausgeschlossen werden, ganz gleich von seinen finanziellen Möglichkeiten, seiner sozialen Verträglichkeit, seiner Hautfarbe oder Religion. Die Ethereum Blockchain ermöglicht es den Entwicklern dabei, komplexe Anwendungen zu erstellen, die genau wie programmiert durchgeführt werden, ohne durch Unterbrechungen, Zensur, Betrug oder Interferenz externer Parteien beeinflusst werden können. Zum besseren Verständnis wie Ethereum überhaupt funktioniert, hilft es sich die Funktionsweise von Bitcoin zu vergegenwärtigen. Doch anders als die Bitcoin-Blockchain, welche eher einem Bankkonto mit einer fortlaufenden Auflistung aller Transaktionen ähnelt, bei der alle Computer im Netzwerk mit ihrer Rechenleistung dazu beitragen, dass diese Auflistung präzise und sicher ist, kann man die Ethereum-Blockchain eher mit einer virtuellen Maschine vergleichen, die aus vielen einzelnen Computern besteht, auf denen die Ethereum-Software läuft. Dabei geht Ethereum einen Schritt weiter als Bitcoin und kümmert sich zwar ebenfalls um das Dokumentieren und Sichern von Transaktionen, ist dabei jedoch deutlich flexibler als die BTC-Chain. So können die Nutzer, die Ethereum-Blockchain dazu nutzen, ein großes Instrumentarium zu entwickeln. Von Managementsoftware für Logistikaufgaben über Spiele bis hin zur gesamten Palette der DeFi-Anwendungen.
Was ist Ether (ETH)?
Wenn wir von Ethereum sprechen, meinen wir häufig den dazugehörigen Coin Ether (ETH), welchen man auf diversen Brokern und Krypo-Börsen handeln kann. Dieser wird für gleich mehrere Dinge benötigt. Zum einen dient er als Belohnung für die Node-Betreiber, welche mit ihrer Arbeit für die Sicherheit der Ethereum-Blockchain sorgen und das Ethereum Netzwerk am Laufen halten. Darüber hinaus benötigt man Ether für die Erstellung von Projekten, die auf Ethereum basieren sowie für sämtliche Transaktionen und die Durchführung der Smart Contracts, die über Ethereum laufen.
Smart Contracts und Ethereum
Die zentrale Funktion von Ethereum sind die Smart Contracts. Diese funktioniert im Grunde wie ein herkömmlicher Vertrag und legen die Bedingungen einer Vereinbarung fest. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Vertrag werden die Bedingungen eines Smart Contract jedoch in Form von Codes auf einer Blockchain wie Ethereum ausgeführt und gespeichert. Mit ihnen können Entwickler Anwendungen entwickeln, welche die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Zugänglichkeit der Blockchain ausnutzen und gleichzeitig Peer-to-Peer-Fiktionalitäten anbieten – einschließlich Krediten, Versicherungen, Logistik und Gaming. Damit entwickeln Smart Contracts das ursprüngliche Bitcoin-Konzept weiter, das eigentlich nur den Versand und den Empfang von Geld ohne einen „vertrauenswürdige Vermittler“, wie eine Bank, vorsah. Mit Smart Contracts kann praktisch jede Art von Geschäften oder Transaktion, unabhängig von ihrer Komplexität, auf sichere Weise automatisiert und dezentralisiert werden. Und da sie auf einer Blockchain beruhen, bieten sie Sicherheit, Zuverlässigkeit und grenzübergreifenden Zugang. So kann mit Smart Contracts eine große Vielfalt an dezentralisierten Apps und Token entwickelt werden. Dabei werden sie genau wie alle anderen Krypto-Transaktionen auf der Blockchain gespeichert.
Sobald eine Smart-Contract-App der Blockchain hinzugefügt wurde, kann sie in der Regel nicht mehr rückgängig gemacht oder verändert werden. Wenngleich es hier auch ein paar Ausnahmen gibt. Apps, die auf Smart Contracts basieren, werden häufig als „dezentralisierte Anwendungen“ oder „dApps“ bezeichnet und schließen dabei auch dezentralisierte Finanztechnologie (DeFi) mit ein, deren Ziel die vollständige Umwandlung des Bankensektors ist. Mit DeFi-Apps können Inhaber von Kryptowährungen komplexe Finanztransaktionen, wie die Verzinsung ihres Geldes, Kredite, oder Versicherungen von jedem Ort der Welt abwickeln, ohne dass dabei eine Bank oder eine sonstige Finanzinstitution einen Teil beanspruchen kann. Auf dem Ethereum-Netzwerk wird jeder Code eines Smart Contracts auf der Blockchain gespeichert und alle interessierten Parteien können den Code und den aktuellen Status des Vertrags prüfen, um seine Funktionalität zu verifizieren. Jeder Computer im Netzwerk (Node) speichert neben den Blockchain- und Transaktionsdaten eine Kopie aller existierenden Smart Contracts zusammen mit ihrem jeweiligen Status. Daher können Smart Contracts sicher und ohne zentrale Behördenaufsicht abgeschlossen werden, sogar wenn die Nutzer komplexe Finanztransaktionen mit unbekannten Gegenparteien abwickeln. Um einen Smart Contract auf dem Ethereum-Netzwerk auszuführen, müssen sie in der Regel einen „Gas-Gebühr“ zahlen.
ETH-Merge und das Proof of Stake
Bislang setzte Ethereum auf den Proof of Work Konsens-Mechanismus zum Betreiben ihres Netzwerkes. Für diesen brauchte man eine hohe Rechenleistung und damit einen hohen Energieverbrauch, weshalb diese Methode auch als besonders umweltschädlich gilt. Durch das im September abgeschlossene ETH-Merge Update und den damit verbunden Umstieg auf Ethereum 2.0 (ETH2) gelang Ethereum der Wechsel zum wesentlich umweltfreundlicheren Proof of Stake, bei dem nicht mehr der Anteil der erbrachten Rechenleistung am Gesamtnetzwerk ausschlaggebend für die Wahrscheinlichkeit ist den Block zu finden, sondern die Anzahl der zum Staking freigegebenen Coins im Verhältnis zum Gesamtnetzwerk. Durch das neue Merge Update sollen nach Angaben von Experten 99,5 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs eingespart werden und der Stromverbrauch des Netzwerkes so von 85 TWh pro Jahr auf 0,06 TWh pro Jahr sinken. Darüber hinaus gibt es noch einige weitere Änderungen, welche sich aus dem neuen Update ergeben. Denn durch die Umstellung des Konsens-Mechanismus braucht es keine Miner zur Aufrechterhaltung des Netzwerks, sondern Nodes. Und hier wird jetzt zwischen einer normales Node und einem Validator unterschieden. Die einfache Node ist dabei ein Knoten, der lediglich die Chain auf ihre Richtigkeit hin überprüft.
Das bietet den Vorteil, dass man den Informationen von Dritten über die Ethereum-Chain vertrauen muss und seine Anonymität erhöht. Ein Validator kann hingegen auch neue Blöcke vorschlagen und erhält für ihre Erstellung eine Belohnung in Form von ETH. Um ein Validator für das Ethereum-Netzwerk zu werden, muss man allerdings mindestens 32 ETH besitzen. Wer jetzt aber keine 32 ETH besitzt und dennoch Staking betreiben möchte, kann sich dazu einem Staking Pool anschließen, bei dem sich mehrere ETH-Halter zusammentun und die Belohnung entsprechend ihrer Anteile am gesamten Pool untereinander aufteilen.
Allerdings hat das Merge Update entgegen der häufigen Meinung keinen Einfluss auf die verhältnismäßig hohen Netzwerk-Gebühren (Gas Fees). Diese setzten sich aus dem Verhältnis zwischen der Netzwerknachfrage und der Kapazität des Netzwerkes zusammen. Da das Update auf keine der beiden Parameter Einfluss nimmt, ändert sich auch nichts an Gas Fees. Darüber hinaus gilt es für alle ETH-Staking Interessierten zu beachten, dass die Staking Rewards erst nach dem Shanghai-Update, welches für 2023 geplant ist, ausgezahlt werden können und die Rewards bis dahin gesperrt sind.