Das Thema private Altersvorsorge ist bei den meisten Bundesbürgern mittlerweile angekommen. Die gesetzliche Rente ist zwar nach wie vor die tragende Säule für die spätere Altersvorsorge, muss aber nahezu immer durch eine private Vorsorge ergänzt werden, wenn es keine Einbußen beim Lebensstandard im Rentenalter geben soll. Auch immer mehr jüngere Erwachsene wenden sich dem Thema private Vorsorge zu, machen jedoch häufiger den Fehler, nicht die auf die spätere Versorgungslücke abgestimmte Sparrate zu wählen. In unserem Beitrag erfahren Sie daher, wie Sie die optimale Sparrate für Ihre persönliche Altersvorsorge und den Vermögensaufbau ermitteln.
Warum ist privater Vermögensaufbau so wichtig?
Zunächst möchten wir noch einmal kurz erklären, warum eine private Altersvorsorge in den meisten Fällen nicht nur empfehlenswert, sondern dringend notwendig ist. Der wesentliche Grund besteht darin, dass Sie mit der späteren gesetzlichen Rente nicht annähernd Ihr bis dato erzieltes Nettoeinkommen abdecken können. Es entsteht also fast immer eine Versorgungslücke, die nicht selten zwischen 500 und 1.500 Euro im Monat beträgt. Diese Versorgungslücke gilt es durch die passende private Altersvorsorge zu schließen. Zwar gibt es als dritte Säule der Vorsorge noch die Betriebsrente. Diese fällt jedoch oftmals eher gering aus oder kann seitens der ehemaligen Arbeitnehmer gar nicht genutzt werden. Vor diesem Hintergrund ist der Aufbau einer privaten Altersvorsorge nahezu unvermeidlich.
Womit kann ich Vermögensaufbau betreiben?
Beim Aufbau einer privaten Altersvorsorge, dem Vermögensaufbau, müssen Sie einige Entscheidungen treffen. Zunächst gilt es, das passende Finanzprodukt zu finden, welches dem Vermögensaufbau dient. Dazu stehen an den Märkten einige Optionen zur Auswahl, insbesondere:
- Fondssparplan
- Banksparplan
- Aktiensparpläne
- Private Rentenversicherung
- ETF-Sparplan
- Kapitallebensversicherung
Denken Sie bei der Wahl des Sparplans daran, dass Sie vermutlich die Riester-Zulagen einbinden können, also sich für einen Riester-Vertrag entscheiden. Dies ist zwar kein Muss, aber insbesondere aufgrund der nicht unerheblichen Zulagenrendite empfehlenswert. Die wesentlichen Unterschiede zwischen den genannten Sparplänen bestehen insbesondere in der Rendite, die Sie jährlich im Durchschnitt erzielen können. Die Rendite wiederum wirkt sich darauf aus, welches für Sie die optimale Sparrate darstellt.
Vorbereitung zur Berechnung der Sparrate: Versorgungslücke ermitteln
Um die ideale Sparrate zu ermitteln, müssen Sie zunächst wissen, wie groß Ihre Versorgungslücke im Rentenalter aller Voraussicht nach ausfallen wird. Doch wie berechnet man diese persönliche Versorgungslücke? Im Grunde ist es ganz einfach: Einmal davon ausgehend, dass Ihr im Rentenalter gewünschtes Budget identisch mit Ihrem aktuellen Nettoeinkommen ist, müssen Sie anschließend nur einen Blick auf Ihre Renteninformation werfen. Dort steht aufgeführt, welche gesetzliche Rente Sie vermutlich ab dem Alter von 67 Jahren erhalten werden.
Diese Berechnung basiert auf den sogenannten Rentenpunkten, die Sie bisher erworben haben und bis zum Eintritt ins Rentenalter noch erwerben werden. Falls Sie eine Betriebsrente haben werden, können Sie diese noch zu der gesetzlichen Rente addieren. Die Differenz zu Ihrem aktuellen Nettoeinkommen oder zu dem Budget, welches Sie gerne im Rentenalter haben möchten, ist dann die Versorgungslücke.
Im Überblick wird die Versorgungslücke wie folgt ermittelt:
Aktuelles Nettoeinkommen bzw. gewünschtes Budget – gesetzliche Rente – Betriebsrente = Versorgungslücke
Um diese Formel mit Leben zu füllen, gehen wir in einem Beispiel davon aus, dass Ihr Aktuelles Nettoeinkommen 2.300 Euro beträgt. Ihre voraussichtliche gesetzliche Rente wird sich später auf 1.300 Euro belaufen und Sie erhalten zudem eine Betriebsrente in Höhe von 300 Euro. Daraus resultiert, dass auf Grundlage der zuvor genannten Berechnungsformel eine Versorgungslücke von 700 Euro entstehen wird. Diese gilt es nun durch den gezielten Vermögensaufbau möglichst komplett zu schließen.
Wie viel Kapital muss ich bis zur Rente ansparen?
Nachdem Sie Ihre Versorgungslücke kennen, können Sie im nächsten Schritt ermitteln, wie viel Kapital Sie bis zu Ihrer Rente ansparen müssen, um anschließend daraus die gewünschte monatliche private Rente ziehen zu können. Eine Zahl müssen Sie dazu allerdings vor noch wissen, nämlich bis wann die private Rente reichen soll. Während die gesetzliche Rente nämlich ein Leben lang gezahlt wird, endet die Auszahlung der privaten Rente dann, wenn das Kapital aufgebraucht ist.
Das Festlegen dieser Zahl ist allerdings nicht einfach. Um zu „wissen“, bis wann die private Rente reichen soll, müssten Sie Kenntnis darüber haben, wie lange Sie leben. Da dies nicht möglich ist, ist es meistens der richtige Weg, mit der durchschnittlichen Lebenserwartung zu arbeiten. Hinzu addieren Sie ein Puffer, denn natürlich möchten Sie im Idealfall noch einige Jahre länger als der Durchschnitt leben. Für unsere Beispielrechnung nehmen wir daher ein, dass Ihre private Rente später bis zu Ihrem 80. Lebensjahr reichen soll.
Die Kapitalsumme, die Sie später benötigen, ermitteln wir nun auf Grundlage der bereits berechneten Versorgungslücke und der Anzahl der Jahre, welche die private Rente reichen muss. Daraus ergibt sich mit den zuvor genannten Beispielzahlen die folgende Berechnung:
(700 € (monatliche Versorgungslücke) * 12) * 13 = 109.200 Euro
Sie brauchen also ab Ihrem 67. Lebensjahr eine Kapitalsumme von ungefähr 110.000 Euro, um daraus die monatliche Rente zu ziehen, die Ihre Versorgungslücke in Höhe von 700 Euro schließen kann.
Anspardauer und durchschnittliche Rendite werden noch benötigt
Sie kennen nun bereits zwei wichtige Zahlen für die anschließende Berechnung der optimalen Sparrate, nämlich zum einen Ihre spätere Versorgungslücke im Alter und zum anderen die Kapitalsumme, die Sie ab Ihrem 67. Lebensjahr benötigen werden. Zwei Variablen gibt es allerdings noch, nämlich zum einen die Anspardauer und zum anderen die Rendite des Sparvertrags. Im Idealfall können Sie sofort mit dem privaten Vermögensaufbau beginnen, sodass sich die Ansparzeit in dem Fall aus der Differenz zwischen Ihrem späteren 67. und Ihrem aktuellen Lebensjahr ermittelt. Sind Sie also beispielsweise derzeit 35 Jahre alt, würde sich die Anspardauer auf 32 Jahre belaufen.
Die Rendite des Sparvertrages ist nicht ganz so einfach zu ermitteln und kann – bis auf den Banksparplan mit feststehenden Zinsen – in der Regel nur annähernd kalkuliert werden. In der Praxis haben sich bei den entsprechenden Sparplänen derzeit die folgenden Durchschnittswerte als realistisch erwiesen:
- Banksparplan: 1,5 bis 2,5 %
- Private Rentenversicherung: 2,5 bis 4 %
- Kapitallebensversicherung: 2,5 bis 3,5 %
- Fondssparplan: 4,5 bis 6,5 %
- Aktie Sparplan: 5,5 bis 7 %
- ETF Sparplan: 5,5 bis 7,5 %
Für unsere anschließende Berechnung gehen wir an dieser Stelle davon aus, dass Sie zum einen 35 sind und daher noch 32 Jahre zum ansparen Zeit haben. Zum anderen entscheiden Sie sich für den Fondssparplan und damit für eine durchschnittliche Rendite von sechs Prozent als Mittelwert.
Abschlussrechnung: Welche monatliche Sparrate ist für mich ideal?
Kommen wir nun zu unserer großen Abschlussrechnung, mittels der wir ermitteln, welche monatliche Sparrate die für Sie optimale zur späteren privaten Altersvorsorge ist. Dazu fassen wir noch einmal die bereits berechneten Werte zusammen:
- Versorgungslücke: 700 Euro pro Monat
- Kapitalsumme: 109.200 Euro
- Private Rente soll reichen: 13 Jahre
- Anspardauer: 32 Jahre
- Rendite des Sparvertrages: 6 %
Diese Werte geben Sie in einen Sparplan-Rechner ein, mit dem Sie anschließend die monatliche Rate ermitteln können, die passend zu Ihren Angaben ist. Im Beispiel würde sich diese Sparrate auf 97 Euro pro Monat belaufen. Vor dem Hintergrund der sonstigen Zahlen wäre dies demnach die monatliche Sparrate, die zu Ihrem Ziel führt, nämlich insgesamt Kapital in Höhe von rund 110.000 Euro zur Verfügung zu haben, aus dem Sie bis zu Ihrem kalkulierten Lebensende eine monatliche Rente von 700 Euro ziehen können.