Beim Thema Geldanlage kennen sich Kunden oftmals nicht besonders gut aus und fragen daher den Bankberater, welche Anlageform am besten geeignet ist. Mit etwas mehr Informationen schafft es allerdings nahezu jeder Anleger, sein Geld sinnvoll zu investieren. Ausnahme sind lediglich relativ komplexe Finanzprodukte, denn diese benötigen weiterhin eine fachlich kompetenten Beratung. Eine wichtige Maßnahme, die im Rahmen der Kapitalanlage das Risiko reduziert und im Prinzip zu jedem Portfolio automatisch dazu gehören sollte, ist die Diversifikation. Was sich dahinter verbirgt, erfahren Sie im folgenden Beitrag.
Was bedeutet Diversifizieren?
Diversifikation oder auch Diversifizieren ist ein anderes Wort für Verteilung. Wenn Sie Ihr Geld diversifizieren, dann ist damit gemeint, dass Sie das Kapital auf mehrere Anlageprodukte aufteilen. Welche Vorteile diese Maßnahme hat, werden wir im Verlauf unseres Beitrages näher erläutern. Wichtig zu wissen ist, dass im Grunde jeder Anleger ab einem bestimmten Vermögen sein Kapital diversifizieren kann und auch sollte. Die Aufteilung selbst kann sehr individuell erfolgen und sollte sowohl am Anlegertyp als auch an den Anlagezielen ausgerichtet werden.
Welche Rolle spielen die Anlageklassen?
Die optimale Diversifizierung sieht so aus, dass Sie Ihr Kapital nicht wahllos auf unterschiedliche Anlageformen verteilen. Im Idealfall stammen die Finanzprodukte aus mehreren Anlageklassen, die auch als Risikoklassen zu bezeichnen sind. Dazu müssen Sie natürlich wissen, welche Anlageklassen es gibt und welche Finanzprodukte der jeweiligen Risikoklasse zugeordnet werden. Eine einheitlich geltende Einteilung gibt es zwar nicht, aber für gewöhnlich haben sich fünf verschiedene Anlage- bzw. Risikoklassen durchgesetzt, welche unter anderem die folgenden Finanzprodukte enthalten:
- Anlageklasse 1: Tagesgeld, Festgeld, Spareinlagen und europäische Geldmarktpapiere
- Anlageklasse 2: Kapitallebensversicherung, Staatsanleihen mit hoher Bonität des Emittenten
- Anlageklasse 3: zahlreiche Anleihen, ausländische Geldmarktfonds, Rentenfonds (in Euro) und Immobilien
- Anlageklasse 4: Edelmetalle, Aktienfonds, Fremdwährungsanleihen
- Anlageklasse 5: Aktien, Alternative Geldanlagen, Zinsanleihen, Rohstoffe, geschlossene Fonds
Die unterschiedlichen Anlageklassen lassen sich vor allem hinsichtlich der Risikoart und deren Merkmale voneinander trennen. Innerhalb der Anlageklasse 1 existiert kein Finanzrisiko, während bei der Risikoklasse 5 ein Totalverlust möglich ist. Bei der Diversifikation sollten Sie nun darauf achten, dass Ihr Kapital auf mindestens zwei bis drei unterschiedliche Anlageklassen verteilen.
Vorteile der Diversifikation: Risikoreduzierung und Ertragsoptimierung
Mit einer Diversifikation als Maßnahme profitieren Sie in aller Regel gleich von zwei Vorteilen, nämlich:
- Risikoreduzierung im Portfolio
- Ertragsoptimierung
Im Vordergrund steht für die meisten Anleger sicherlich bei der Verteilung ihres Kapitals auf mehrere Finanzprodukte, im besten Fall aus unterschiedlichen Anlageklassen, die Reduzierung des Risikos. Dies lässt sich auch sehr einfach nachvollziehen. Hat eine bestimmte Aktie zum Beispiel in Ihrem Portfolio einen Anteil von zehn Prozent, würde sich ein Verlust bei diesem Wertpapier von zum Beispiel 50 Prozent statistisch nur mit fünf Prozent negativ auf Ihr gesamtes Portfolio auswirken. Wäre der Aktientitel hingegen der einzige Wert in Ihrem Depot, würden Sie einen Gesamtverlust von 50 Prozent erleiden.
An diesem kurzen Beispiel wird deutlich, warum die Diversifikation zur Risikoreduzierung beiträgt. Es ist nämlich (um beim Beispiel zu bleiben) eher unwahrscheinlich, dass alle zehn unterschiedlichen Anlageformen, die Ihr Portfolio ausmachen, größere Verluste erleiden. Auf den ersten Blick nicht ganz so einfach nachvollziehbar ist, dass die Diversifikation nicht nur zur Risikominimierung führt, sondern gleichermaßen zur Optimierung der Rendite. Zu begründen ist dies damit, dass Sie ohne Diversifizieren Ihres Kapitals vermutlich tendenziell mehr Geld in sehr sichere, damit aber auch ertragsarme, Anlageformen investieren würden. Mit einer Diversifikation hingegen können Sie etwas mehr Geld in ertragreichere Investments fließen lassen und so für eine optimierte Ertragssituation sorgen.
Muster-Portfolio: so könnte Ihre Diversifikation aussehen
Damit Sie eine möglichst optimalen Diversifikation durchführen können, sollten Sie – wie bereits angesprochen – Anlageformen aus verschiedenen Risikoklassen wählen. Eine weitere Voraussetzung besteht darin, dass Sie Ihr Risikoprofil kennen und Ihre Anlageziele definiert haben. Ihr Risikoprofil bestimmt nämlich, wie groß ungefähr der Anteil einzelner Anlageformen aus den jeweiligen Risikoklassen an Ihrem Portfolio sein sollte. Sind Sie beispielsweise ein relativ konservativer, also sicherheitsorientierter Anleger, werden Sie natürlich mehr Finanzprodukte aus den ersten zwei Risikoklassen wählen. Ist Ihnen hingegen ein hoher Ertrag wichtig, werden Sie schwerpunktmäßig mehr Anlageprodukte aus den Risikoklassen drei bis fünf selektieren. Aus dem Grund ist auch die mögliche Zusammensetzung des Portfolios von Anleger zu Anleger teilweise sehr unterschiedlich.
Dennoch möchten wir Ihnen im Folgenden einmal ein Musterportfolios aufzeigen, damit Sie ungefähr einschätzen können, wie das Verteilen Ihres Kapitals in der Praxis aussehen könnte. Es handelt sich dabei allerdings tatsächlich nur um ein Beispiel, sodass das für Sie optimal abgestimmte Portfolio gänzlich anders aussehen könnte.
- Tages- und Festgeldkonto: 20.000 €
- Sparbriefe: 10.000 €
- Staatsanleihen (sehr gutes Rating): 20.000 €
- Immobilienfonds: 20.000 €
- internationaler Rentenfonds: 10.000 €
- Edelmetalle: 15.000 €
- Hochzinsanleihen: 15.000 €
- Aktien: 20.000 €
An diesem Beispiel erkennen Sie, dass Ihr Gesamtvermögen sich auf 130.000 Euro beläuft und Sie dieses auf acht unterschiedliche Anlageprodukte verteilt haben. Dabei haben Sie jede der fünf Anlageklassen mit mindestens einem Produkt abgedeckt und so eine optimale Diversifikation ausgeführt.
Was sind horizontale und vertikale Diversifikation?
Wenn wir etwas tiefer in die Materie und das Thema Diversifikation einsteigen, dann tauchen die Begriffe horizontale und vertikale Diversifikation auf. Gemeint sind damit zwei etwas unterschiedliche Arten der Aufteilung Ihres Kapitals. Bei der vertikalen Diversifikation achten Sie darauf, dass Sie Anlageformen aus unterschiedlichen Risikoklassen wählen. Diese Art der Aufteilung wird von den meisten Experten bevorzugt. Bei der horizontalen Diversifikation hingegen wählen Sie Finanzprodukte, die aus der gleichen Anlageklasse stammen, zum Beispiel Aktienfonds. So erreichen Sie natürlich ebenfalls eine Risikostreuung, aber meistens ist diese sowie die Ertragsoptimierung nicht ganz so effektiv, wie es bei der vertikalen Aufteilung der Fall wäre.
Ab wann lohnt sich das Diversifizieren meines Kapitals?
Für die meisten Anleger ist eine Diversifikation praktikabel. Wenn Sie allerdings beispielsweise nur 1.000 Euro an Geld investieren möchten oder können, lohnt es sich natürlich noch nicht, dieses auf mehrere Finanzprodukte zu verteilen. Für gewöhnlich würden Sie sich dann ohnehin für eine sehr sichere Anlageformen entscheiden oder das gesamte Kapital spekulativ investieren. Experten sind nun meistens der Auffassung, dass sich eine echte Diversifikation ab einem Gesamtvolumen von 10.000 Euro Anlagekapital bereits lohnt.